Feuerwehr als Unterrichtsfach

„Mehr Feuerwehr an der Helmut-Schmidt-Schule“

Hochtaunuskreis ist eine von drei hessischen Modellregionen

 

Wöchentlich rückt die Feuerwehr Usingen an die Helmut-Schmidt-Schule aus. Doch weder ein Brand noch ein Fehlalarm sind der Grund. Der Hochtaunuskreis ist eine von drei hessischen Modellregionen und die Gesamtschule eine von hessenweit sechs Pilotprojekten, an denen die Feuerwehr Unterricht macht.

 

Von Matthias Pieren

 

Hochtaunus. Orangefarbene Schutzhelme liegen auf den Pulten der Schüler. 18 Fünft- und Sechstklässler haben ihre robusten Overalls und dazu passende Hosen übergestreift und lauschen gespannt, was Dieter Knull ihnen heute zu sagen hat.

Während der Hausmeister der Helmut-Schmidt-Schule vorn an der Tafel vor den Schülern steht, lehnt Chemielehrer Wolfgang Meister mit verschränkten Armen entspannt an der Fensterfront des Klassenzimmers. Überhaupt verläuft der heutige Unterricht – wie jeden Freitag – völlig anders, als gewöhnlich.

„In der letzten Woche habt ihr die Schuhe überhaupt nicht gut verstaut“, sagt Knull und übt Manöverkritik. „Das war ein völliges Durcheinander. Jeder von Euch muss sicher gehen, dass die Schuhe wie auch die Einsatzkleidung jederzeit griffbereit und so schnell wie möglich geschnürt und angezogen sind.“

Dieter Knull ist den Schülern aus dem Schulalltag natürlich bestens bekannt – und ebenso beliebt. Doch heute appelliert er nicht als ordnungsliebender Hausmeister an die Schüler, sondern als Mitglied der Alters- und Ehrenabteilung der Usinger Feuerwehr.

Auch Zeugwart Timo Tisowsky ist bei dem außergewöhnlichen Unterricht mit von der Partie. Schon bald wird der junge Feuerwehrmann das Löschfahrzeug LF16 in den Pausenhof der Helmut-Schmidt-Schule steuern, wo Tom Jacob den Projektunterricht übernimmt.

Der junge Mann hatte im vergangenen Jahr sein Abitur in Bad Homburg gemacht. Seither absolviert er beim Hochtaunuskreis, Abteilung Brandschutz, ein Freiwilliges Soziales Jahr. Der Hochtaunuskreis hat die Stelle eigens für das hessische Modellprojekt ‚Mehr Feuerwehr in der Schule‘ geschaffen.

„Ideengeber für das Projekt war der Kreisfeuerwehrverband des Hochtaunuskreises“, sagt Usingens Stadtbrandinspektor  Michael Grau, der zugleich  beim Hessischen Innenministerium als Koordinator für das Projekt beschäftigt ist. „Unterstützt vom Landrat und dem Kreisbrandinspektor Carsten Lauer wollen die Taunus-Wehren in verschiedenen Schulen stärker präsent sein.“

Das Ziel ist  klar: durch den Projektunterricht sollen Schüler für die Arbeit der Jugendfeuerwehren begeistert werden. So hofft man auch den dringend benötigten Nachwuchs für die Aktiven der Einsatzabteilungen zu gewinnen. Die Kooperation zwischen Schule und Feuerwehr in Usingen läuft im Rahmen des regulären Schulunterrichts.

„Freitags werden bei uns für alle Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsschule zeitgleich insgesamt elf so genannte freiwillige Pflicht-AGs angeboten“, erläutert Wolfgang Meister, zugleich Chemielehrer und Sicherheitsbeauftragter an der Schule.

Die Faszination Feuerwehr hat Vasile aus Kransberg und Noah aus Friedrichstal schon lange gepackt. Sie sind bei der dortigen Jugendfeuerwehr aktiv. Für Niklas und Baheer aus Usingen ist es ein erneuter Einstieg, nachdem sie zuletzt der Jugendfeuerwehr den Rücken gekehrt hatten.

Für den Großteil der Schüler bietet der Projekt-Unterricht wie für Amalia aus Wilhelmsdorf und Celine aus Usingen erstmals die Möglichkeit, die Arbeit der Feuerwehr hautnah zu erleben.“ Auch wenn das Pilotprojekt des Hochtaunuskreises von der Usinger Wehr und dem hiesigen Bürgermeister unterstützt wird. Profitieren werden letztendlich alle Wehren der Region, weil natürlich Schüler aus dem ganzen Usinger Land die Helmut-Schmidt-Schule besuchen.

Dass am Feuerwehr-Unterricht trotz attraktiver Konkurrenzangebote wie Tanzen, Kochen, Spanisch oder Handball so viele Schüler teilnehmen, stimmt natürlich alle Beteiligten hoffnungsvoll. „Von den Schulen wird erwartet, dass sie sich hin zur Gemeinde und Region öffnen. Mit diesem Projekt ist das wunderbar gelungen“, sagt Schulleiterin Lorraine Schmidt. „Davon profitieren Schule und Feuerwehren gleichermaßen.“

  

                                       

 

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